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Herzlich willkommen

Küstrin, die alte, seit 1537 bestehende Festung in der Neumark, war eine ausgesprochene histo­rische Stadt, die markante Akzente für Brandenburg-Preußens Entwicklung gesetzt hat. Hier entstand das älteste Regiment der brandenburgisch-preußischen Armee, hier fand die Geburt des stehenden brandenburgisch-preußischen Heeres statt. Seine Geschichte zählt zu den inter­essantesten Städtegeschichten der Mark Brandenburg. Die Stadt sah viele Dinge geschehen, vor allem aber ist der Name Küstrins mit der Jugendgeschichte Friedrichs des Großen für im­mer verwoben und dadurch überall ein bekannter Klang geworden, wo man den Namen des großen Königs nennt. Mit Preußens großem König fühlte sich die Stadt besonders eng verbun­den. Eine Friedrich-Büste, später ein Friedrich-Bild in Öl in der Aula der Friedrichsschule (Friedrichs-Realgymnasium) war ein äußeres Zeichen der Erinnerung und Dankbarkeit. In den Märztagen des Schicksalsjahres 1945 wurde der Name Küstrin zum Synonym für den aufopfe­rungsvollen Widerstand einer Festungsbesatzung, die sich im Kampf um die Heimat verzehrte. Im Geiste sehen wir die Silhouette der alten Festung vor uns: die hochragenden Wälle, die Mauern mit den vielen Schießscharten, die wuchtigen Tore mit den beiden Durchfahrten und die Festungsgräben zwischen den Bastionen und der Straße um die halbe Stadt. Ihre Oberfläche war manchmal fast bedeckt von den großen Blättern der Seerosen und ihren weißen Blüten. Ein herrlicher Anblick!

 

Küstrin - die Schreibweise des Stadtnamens wurde 1907 von „Cüstrin" in „Küstrin" geändert - lag an einer strategisch wichtigen Stelle, am Einfluss der Warthe in die Oder. Zudem bildete es seit Jahrhunderten eine bevorzugte Übergangsstelle zwischen Lebus und dem festen neumär­kischen Hochland. Von der alten Reichshauptstadt aus brauchte man mit dem D-Zug nur eine gute Stunde zu fahren, dann hatte man Küstrin erreicht. Von Stettin aus waren ca. 100 Kilometer in südlicher Richtung zurückzulegen und von Frankfurt/Oder, der zuständigen Regierungs­hauptstadt, nur 30 Kilometer in entgegengesetzter Richtung. Alle wichtigen Verkehrswege des Kreises Königsberg/Neumark stießen bei Küstrin zusammen: außer Oder und Warthe die von Berlin nach dem deutschen Osten führende Reichsstraße 1, die bis 1945 die wichtigste Straßen­verbindung zwischen Ostpreußen und dem Reich war, der über Königsberg/Neumark zur Ost­see führende alte Handelsweg sowie Eisenbahnverbindungen in sieben Richtungen: Küstrin-­Frankfurt/Oder (1848), Küstrin-Landsberg/Warthe (1856/57), Küstrin-Berlin (1867), Kü­strin-Stettin (1876), Küstrin-Breslau (1876), Küstrin-Neudamm (1884) und Küstrin-Sonnen­burg (1896). Ein Fremder war immer erstaunt, in Küstrin eine großstädtisch anmutende Zahl von vier Bahnhöfen vorzufinden: Küstrin-Kietz, Küstrin-Altstadt, Küstrin-Neustadt und Küstrin-Kietzerbusch. Und noch erstaunter war der Fremde, wenn er - mit der Sonnenburger Eisenbahn fahrend - bald nach Küstrin das Stationsschild „Neu Amerika" las. Es war eine der vielen im Warthebruch (Kreis Ost-Sternberg) gelegenen Ortschaften mit ausländischen Na­men, wie z.B. New York, Florida, Jamaika, Pennsylvanien, Philadelphia, Hampshire, eine ein­same ländliche Idylle mit nur wenigen Bewohnern. Die Namen künden von Sehnsuchtszielen von Auswanderungslustigen, denen Friedrich der Große hier in dem trockengelegten Warthe­bruch unentgeltlich Siedlungsland angeboten hatte.

 

Dass sich Küstrin trotz seiner günstigen Verkehrslage, noch dazu unmittelbar an das Oder- und Warthebruch grenzend, nicht so gut hat entwickeln können wie die beiden ungefähr dreimal so großen Nachbarstädte Frankfurt/Oder und Landsberg/Warthe, ist in erster Linie dem Charak­ter der Stadt als Festung zuzuschreiben. Die Altstadt war durch Festungsmauern eingeengt und bekam erst Bewegungsfreiheit, als man nach dem Ersten Weltkriege die Festungswälle zum großen Teil niederlegte. In der Neustadt hatten sich einschneidende Rayonbestimmungen als hemmend erwiesen. Im Bereich der Festung gab es Gebiete, wo nur mit Zustimmung der Kommandantur und nur nach ihren Vorschriften gebaut werden durfte, sie setzte sogar die Fluchtlinien fest. Auch die Lage an zwei Strömen hat die Entwicklung durchaus nicht begün­stigt. Oder, Warthe, ihre Vorfluten, Gräben der Festungsumwallung sowie ein weites Über­schwemmungsgebiet zwischen den Stadtteilen verhinderten ein Zusammenwachsen, sie mach­ten die „Stadt an zwei Strömen" gleichzeitig zu einer „Stadt der Brücken". Fünf Eisenbahn­brücken gingen über die beiden Ströme und ihre Vorfluten, im Zuge der Reichsstraße 1 ferner vier große Straßenbrücken. Erst nach der Entfestigung Anfang des 20. Jahrhunderts und dem Wegfall der Rayonbestimmungen blühte die Stadt auf.

 

Viele Schneidemühlen mit holzverarbeitender Industrie, eine bedeutende Kalksandsteinfa­brik, eisenverarbeitende Werke, Dachpappen- und Glasurfabriken sowie die damals größte Kartoffel­mehlfabrik weltweit, waren die Ergebnisse emsiger Schaffenskraft in die­ser Festungs- und Garnisonstandt. Solange Küstrin bestand wurde jedoch das äußere Bild und das Gesellschaftsleben von seinen Soldaten geprägt.

 

Die trutzigen Festungswerke zogen vor dem Kriege sehr viele Besucher von nah und fern an. Der Name der Friedrich-Stadt Küstrin tauchte in den Zeitungen des In- und Auslandes immer wieder auf. Nach dem Manuskript von Hermann Thrams" entstand Ende der zwanziger/An­fang der dreißiger Jahre ein inhaltsreicher, staatlich anerkannter Kulturfilm „Küstrin an der Oder und Warthe", der durch die Ufa in vielen hundert deutschen Lichtspieltheatern nachweislich gelaufen ist.

 

Küstrin zählt neben Glogau31 in Schlesien zu den durch den Zweiten Weltkrieg am schwersten zerstörten Städten in Deutschland. Über 90 0/o der Stadt - die Altstadt zu 100 0/o - gingen im Feuerhagel der sowjetischen Geschütze in der über acht Wochen dauernden Belagerung im Februar/März 1945 unter. Die ca. 25 000 (1939: 23 800) Einwohner zählende Stadt wurde dem Erdboden fast gleichgemacht. Außer dem Hauptbahnhof, der Post, der Reichsbank, dem Wasserturm und einigen wenigen Häusern in der Neustadt stand nichts mehr. Seit der sowjetischen Eroberung Ende März 1945 gibt es das historische Küstrin nicht mehr. Nach der Besetzung durch die Polen verschwand auch der Name Küstrin.

 

Viele Küstriner und andere Landsleute aus der Neumark waren nach Beendigung der Kämpfe wieder in die zerstörte Heimat zurückgekehrt, aber wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf sie dann im Juni 1945 der Befehl, das nun unter polnischer Verwaltung stehende Gebiet innerhalb kürzester Frist (zwei Stunden) zu verlassen.

 

Die sogenannte „Friedensgrenze" zwischen der ehem. Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und Polen teilte diese Stadt; Küstrin-Kietz gehörte bis zur Wende 1990 zur DDR und durfte sich fortan nur noch Kietz nennen, Altstadt und Neustadt gehören zu den unter polnischer Verwaltung ste­henden Gebieten jenseits der Oder. Unter der polnischen Verwaltung ist die von den Kämpfen schwer mitge­nommene Altstadt, das Zentrum der Festung, völlig vom Erdboden verschwunden. Die Trümmer der Altstadt wurden von den Polen weitgehend abgetragen und zum Aufbau War­schaus verwendet. Nichts, aber auch gar nichts sollte hier, an geschichtlichen Erinnerun­gen der so reichen Stadt noch an die brandenburgisch-preußische Vergangenheit erinnern. Gräber gefallener deutscher Soldaten gibt es nicht. Das nicht abgerissene und auch bei den Kampfhandlungen kaum beschädigte Berliner Tor führte bis zu den Aufräumungsarbeiten Anfang der 90er Jahre nur noch in eine tote Altstadt, in der Büsche und Bäume die alte Siedlungsstätte überwucherten. Inzwischen sind die historischen Straßenzüge und Gassen wieder freigelegt worden. Führungen durch die ehem. Altstadt & Festung Küstrin werden angeboten.

 

Das heutige Küstrin, von den Polen Kostrzyn nad Odrą genannt und zum Regierungsbezirk (Wojewod­schaft) Grünberg (Zielona Gora) und zum Kreis Landsberg/Warthe (Gorzów) gehörend, ist eine gesichtslose, industriegeprägte Kleinstadt. Die Polen nennen diese Stadt das „Hiroshima" Polens.

 

*Rayon = ein Festungsgebiet, für das aus Verteidigungsrücksichten ein Bauverbot oder eine Einschränkung gilt.

*Hermann Thrams ist der Sohn des Obermusikmeisters Hermann Thrams vom Trompeterkorps des Neumärkischen Feldartil­lerie-Regiments Nr. 54.

*Glogau war Kreisstadt und Oderhafen in Niederschlesien mit (1939) 33 500 Einwohner. Es war seit 1742 preußisch und bis 1903

Festung. 1807~10 hatte es französische Besatzung. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Glogau sechs Wochen lang als Festung umkämpft. Es kam 1945, zu 90 % zerstört, unter polnische Verwaltung.


 


 

700 Jahr Feier

"Vor 700 Jahren geboren, Zum Fischerdorf erkoren, Wuchst Du zur Stadt empor, Mit Festungswall und Tor.

Trotztest der Feinde Jeglichem Stoße,

Es weilte in Dir

Friedrich der Große.

So rollten Jahrhunderte Über Dich hin,

Heut bist Du umjubelt,

Du altes, erblühtes Küstrin."