Kapitulation der französischen Festungsbesatzung

Das Werk der Hohenzollern war so uneinnehmbar, dass sich die Franzosen hier sieben lange Jahre hindurch festsetzen konnten und in seinem Schutz selbst nicht wichen, als die mitrei­ßende nationale Freiheitswoge durch Preußen brauste und die Feinde aus dem Lande spülte. Blücher war schon lange über den Rhein hinweg»: und der Korse auf den Knien, aber hinter den Mauern Küstrins hockten die Franzosen und vermochten dort den preußischen Landwehrre­gimentern standzuhalten. Erst als der Hungertod mit hohlen Augen durch die Straßen kroch, als verheerende Krankheiten den Widerstand unterwühlten und das Schicksal Frankreichs die in Küstrin eingeschlossenen Franzosen zur Verzweiflung trieb, gaben sie die unbezwingbare Festung der Hohenzollern auf. Auf die Aufforderung Hinrichs' vom 26. Februar 1814 kam am 7. März die Kapitulation zustande, wonach am 20. März 1814 die Festung geräumt wurde.

 

Die Garnison wurde kriegsgefangen und marschierte mit allen militärischen Ehren aus dem Berliner Tor durch die Lange Vorstadt, wo sie das Gewehr streckte. Die Deutschen, Holländer, Schweizer, Illyrier und Kroaten wurden in ihre Heimat entlassen, die Franzosen als Kriegsge­fangene in den verschiedenen Kreisen der Neumark untergebracht.

 

Von den ursprünglich vorhandenen 4000 Mann der Garnison konnten kaum 1200 Mann dienst­fähig ausmarschieren; gegen 2000 Mann befanden sich in den Lazaretten. Man fand in der Fe­stung, deren Werke sehr verstärkt und gut unterhalten waren, 90 Geschütze, einige tausend Gewehre und sehr viele Munition, besonders eine große Menge Blei.

 

Nach der Übergabe der Festung am 20. März 1814 zog Generalmajor von Hinrichs mit seiner Landwehr als Besatzung in Küstrin ein. Hinrichs wurde Festungskommandant von 1814 bis 1815. Das Schloss wurde Kaserne (Schlosskaserne).

 

Küstrin war zwar nun wieder in preußischer Hand, aber wie sah es in der Stadt aus? Die Stadt war tot; Handel und Wandel ruhten, der Kietz und die beiden Vorstädte waren bei der Belage­rung niedergebrannt; die Häuser der Stadt waren ausgeraubt, während der siebeneinhalbjähri­gen Besatzung ausgeplündert und verwüstet; die Straßen waren voller Schmutz; die Pfarrkirche (Marienkirche) lag voll Heu und Stroh, die Orgel war zerstört, das Altarbild zerstochen und die Bänke waren als Brennholz verarbeitet. Während vor dem Beginn der Belagerung Küstrin 5516 Einwohner hatte, lebten bei der Übergabe noch 760 Personen in den Mauern der Festung; die anderen waren verstorben oder hatten den Ort des Unheils verlassen und sich für immer in den umliegenden Ortschaften angesiedelt. Von den 1368 Gebäuden Küstrins (Häusern, Scheunen, Mühlen, Ställen) standen bei der Übergabe noch 796, davon waren die 53 größten zu Kasernen umgewandelt.

 

Die Zeit der Franzosenherrschaft hat der Stadt sehr große materielle Opfer abverlangt. Küstrin musste einschließlich der Unterhaltung der feindlichen Besatzung 540 370 Thaler bar aufbrin­gen, und für die Wiedergutmachung der angerichteten Schäden musste der preußische Staat, weil die Stadt am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und völlig verschuldet war, 427 473 Thaler an­weisen, wobei es sich aber nur um einen Zuschuss handelte. Das sind nach heutiger Währung viele Millionen Mark, und sie umfassen nur das Opfer der Stadtverwaltung, nicht das der ein­zelnen Bürger.

 

Das war aber noch nicht alles. Während der französischen Besatzungszeit wurde in den Jahren 1808 und 1809 die Regierung von Küstrin nach Königsberg/Neumark (später nach Frankfurt/ Oder) und das Oberlandesgericht nach Soldin verlegt. Beide Behörden sind nicht zurückgekehrt. Aus der ehemaligen Residenz und späteren Regierungshauptstadt der Neumark war so ein Landstädtchen geworden. Eine neue Entwicklung musste beginnen, ein neuer Anlauf ge­macht werden. Aber das Testament des Markgrafen Hans, dass „Cüstrin auf ewige Zeiten Regie­rung, Kammer und Konsistorium für die Neumark der Mark Brandenburg bleiben soll", hat sich nicht mehr erfüllt.

Blücher überschritt mit dem schlesischen Heere in der Neujahrsnacht (31. 12. 1813/1.1. 1814) bei Kaub und Koblenz den Rhein. Er wird von Napoleon bei Brienne geschlagen, siegt aber am l. 2. 1814 bei La Rotniere und rückt an der Marne vor. Am 31. 3. 181-+ ziehen die Verbündeten in Paris ein. Napoleon entsagt in Fontainebleau der Krone. erhält die Insel Elba als Fürsten­tum. Rückkehr der Bourbonen (Ludwig XVIII.) nach Frankreich. 30. Mai erster Friede zu Paris. Frankreich nimmt seine Grenzen von 1792 wieder ein.

50) Blücher überschritt mit dem schlesischen Heere in der Neujahrsnacht (31. 12. 1813/1.1. 1814) bei Kaub und Koblenz den Rhein. Er wird von Napoleon bei Brienne geschlagen, siegt aber am l. 2. 1814 bei La Rotniere und rückt an der Marne vor. Am 31. 3. 181-+ ziehen die Verbündeten in Paris ein. Napoleon entsagt in Fontainebleau der Krone. erhält die Insel Elba als Fürsten­tum. Rückkehr der Bourbonen (Ludwig XVIII.) nach Frankreich. 30. Mai erster Friede zu Paris. Frankreich nimmt seine Grenzen von 1792 wieder ein.