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Kurprinz Friedrich Wilhelm in Küstrin

,,Tue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll"
 

Zum Anfang des Dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1620, war Oberst Kracht gezwungen, einen recht unangenehmen Gast in die Festung aufzunehmen. Es war die Königin Elisabeth, die eng­lische Gemahlin des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz26, genannt der „Winterkönig". Die­ser hatte 1619 die böhmische Königskrone angenommen und war das Haupt der Protestanti­schen Union. In der Schlacht am Weißen Berge bei Prag am 8. November 1620 wurde er von dem Feldherrn der Katholischen Liga, Tilly, besiegt. Er musste fliehen. Seine Gemahlin, die in Kürze ihre Niederkunft erwartete, machte sich auf in die Mark, das Land des evangelischen Schwagers, und erhoffte dort vorübergehend Zuflucht. Der Kurfürst Georg Wilhelm war davon wenig erbaut. Er wollte neutral bleiben und befürchtete, dass sich durch eine Aufnahme der po­litischen Flüchtlinge leicht kriegerische Verwicklungen ergeben könnten. Da sich die Königin Elisabeth nicht aufhalten ließ, versuchte man, sie wenigstens von Berlin fernzuhalten und diri­gierte sie nach der Festung Küstrin.

 

Ein unerwünschter Gast

Für das kleine und inzwischen sehr bescheiden gewordene Küstrin war das königliche Wo­chenbett schlimmer als feindliche Einquartierung. Der riesige Schwarm an Gefolge, der nicht nur mit der Königin, sondern vor allem auch mit dem am 21. Dezember 1620 eintreffenden Kö­nig ankam, hatte in kurzem die Stadt kahlgefressen. Nach der Entbindung und der am 6. Januar 1621 erfolgten Taufe des kleinen Moritz verließ der König die Festung in Richtung Dänemark und landete schließlich in den Niederlanden. Elisabeth folgte mit ihrem Tross, nachdem sie ihre ,,Sechswochenzeit" gehalten hatte. Der Kurfürst und sein Kommandant atmeten erleichtert auf, als die anspruchsvollen ungebetenen Gäste die Festung endlich verließen. Die Küstriner mal­ten drei Kreuze an die Planken des Berliner Tors.

 

Die Schule des Kurprinzen Friedrich Wilhelm

Trotz aller vom Kurfürsten geübten Vorsicht wurde die Mark sechs Jahre später doch in den Strudel des großen Krieges hineingerissen. Außerdem bedrohten die Schweden 1627 Ostpreu­ßen. Zu dessen Verteidigung eilte Georg Wilhelm für längere Zeit dorthin. Seinen damals sie­ben Jahre alten, recht zarten ältesten Sohn Friedrich Wilhelm (geb. 1620, gest. 1688) konnte er nicht nach Ostpreußen mitnehmen. Da das wenig geschützte Berlin kein sicherer Aufenthalts­ort für den Kurprinzen war, schickte der besorgte Vater seinen Siebenjährigen am 1. Mai 1627 nach der Festung Küstrin. Hier hinter dem starken Schutz der Wälle und Gräben sollte er den Gefahren und Nöten des Krieges fern bleiben.

 

Im Schloss richtete man für den Kurprinzen einen kleinen Hofstaat ein. Hier wurde er mit eini­gen märkischen Adelssöhnen von einem Hofmeister und zwei Lehrern erzogen und unterrich­tet. Johann Friedrich von Kalkum, genannt Leuchtmar, war dazu ausersehen, sich um die Er­ziehung des heranwachsenden Prinzen zu kümmern. Er sollte Geist und Persönlichkeit bilden. Das Lernen hatte sich nach dem Reifungsgrad des Schülers zu richten, und es sollte Spaß ma­chen. Nach dem Willen des Vaters sollte der Prinz auch das Polnische lernen, weil ihm diese Sprache als Herzog in Preußen und Lehensherr des polnischen Königs von Nutzen sein werde. Zu diesem Zweck schickte er den Sprachlehrer Johann Willudovius nach Küstrin. Und um zu unterstreichen, wie wichtig ihm das Spiel neben dem Ernst war, schickte der Vater dem Sohn außer dem Lehrer sieben Pferde und eine Kutsche als Geschenk. Neben Polnisch sollte der Prinz Französisch und Latein lernen. Aber es ging nur langsam voran. Am besten ging ihm das Zeichnen von der Hand, die Figuren der Geometrie und die Skizzen von Befestigungsanlagen. Auch Waffenübungen gehörten zum Tageslauf. Sonntags kamen Theologen und Hofprediger aus Berlin und Frankfurt/Oder, um den Gottesdienst zu halten und Friedrich Wilhelm in der Religion zu unterweisen. Hier wurde eine solide, aber keineswegs bigotte Frömmigkeit untermauert, die zum innersten Kern seines Wesens gehörte. Während der Küstriner Zeit wählte sich Friedrich Wilhelm ein Bibelwort, das er als Kurfürst als seinen Wahlspruch unter das kurfürstli­che Wappen setzen ließ: ,,Tue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll" (Psalm 143,8).

 

Die Kaiserliche Armee zu Gast

Es müssen zu dieser Zeit noch ruhige Tage gewesen sein in der Festung an der Oder. Der Krieg zeigte hier noch keine harten Züge. In Küstrin brachte das Kriegstheater sogar gesellige Ab­wechslung. Die kaiserliche Armee war inzwischen bis an die Oder vorgerückt und hielt die Um­gebung besetzt. Als Verbündete des kaisertreuen brandenburgischen Kurfürsten erschienen ihre Führer innerhalb der Festungsmauern und wurden vom jungen Prinzen an die Tafel gela­den. Es waren bescheidene Vergnügungen, doch die Bauern in den Dörfern hatten immer här­ter unter den fremden Soldaten zu leiden.

 

Im Jahre 1629 besetzten die kaiserlichen Soldaten Landsberg/Warthe, von dessen Abgaben die kleine kurfürstliche Schar in Küstrin bisher gelebt hatte. Nun klagten die Bewohner, dass die Einquartierung und die schlechten Zeiten keinen Pfennig und kein Huhn für ihren eigenen Herrn mehr übrigließen. In einem Schreiben wandte sich der neunjährige Kurprinz Friedrich Wilhelm an den General Wallenstein:,, ... Unseres Herrn Vaters ganzes Land ist durch Durch­züge so verderbt, dass kein Ort übrig, der uns armen jungen Fürsten hätte zu unserem Unterhalt assigniert werden können ... ". Der kaiserliche Generalissimus ließ seine Soldaten abrücken. Natürlich sollte der Sohn eines verbündeten Fürsten nicht Not leiden.

 

Das Jahr 1629 brachte aber auch freudige Abwechslung. Aus Königsberg/Preußen schickte ihm der Vater ein paar Pistolen. Es überbrachte sie Konrad von Burgsdorff, ein märkischer Haude­gen, der im ersten Regierungsjahrzehnt der engste Mitarbeiter Friedrich Wilhelms werden sollte.

 

Familientreffen auf der Festung Küstrin

Im Februar 1630 gab es ein großes Familientreffen in der Festung Küstrin: Vater, Mutter, Großmutter und etliche Tanten des Kurprinzen kamen zu Besuch. Doch dann war es aus mit der Ruhe, der Krieg war nun auch für den jungen Prinzen nicht mehr zu übersehen.

Im August 1631 besuchte der junge Kurprinz seine Tante Marie Eleonore, Gustav Adolfs Gattin, die im pommerschen Wolgast residierte. Anschließend war er bei dem Herzog von Pommern in Stettin. Im November 1632 reiste er wieder nach Wolgast, wo er die feierliche Trauerparade für seinen Onkel, der am 16. November 1632 in der Schlacht bei Lützen gefallen war, miterlebte. Die protestantische Sache hatte ihren Kopf verlo­ren. Die kaiserlichen Truppen rückten nach und machten diesmal als Feinde ihre Einfälle in die Brandenburger Mark. Küstrin wurde jedoch von dem Werk des Markgrafen Hans von Küstrin bewacht.

 

Friedrich Wilhelm „der Große“

Bis zum Oktober 1633 blieb Friedrich Wilhelm in Küstrin. Dann verließ er nach sechseinhalb­jährigem Aufenthalt die Festung und kam zu seiner weiteren Ausbildung nach Holland. Wenn er später als Kurfürst von Mit- und Nachwelt „der Große" genannt wurde, so haben die Lehren dieser sechseinhalb Jahre in Küstrin ihr redliches Teil dazu beigetragen, dass er der werden konnte.

 

Zur Erinnerung an den Aufenthalt des Kurprinzen erhob sich seit 1903 in der Mitte des Schloss­hofes das Bronzestandbild des jungen Prinzen, ein Werk des Bildhauers Prof. Gerhard Ja­nensch und ein Geschenk Kaiser Wilhelms II., das in dessen Gegenwart am 24. Oktober 1903 enthüllt wurde.

26) Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz und König von Böhmen war mit Elisabeth, einer Tochter des englischen Königs Jacob 1., verheiratet. Er war ferner ein Schwager des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, dessen Frau, die Kurfürstin Anna, eine Schwester des böhmischen Königs war.

 

700 Jahr Feier

"Vor 700 Jahren geboren, Zum Fischerdorf erkoren, Wuchst Du zur Stadt empor, Mit Festungswall und Tor.

Trotztest der Feinde Jeglichem Stoße,

Es weilte in Dir

Friedrich der Große.

So rollten Jahrhunderte Über Dich hin,

Heut bist Du umjubelt,

Du altes, erblühtes Küstrin."