Auf den Spuren der Reformation: Jüterbog gab den Anstoß

Von Ablasshandel und Fegefeuer oder warum das Treiben in der mittelalterlichen Stadt ganz Europa veränderte.

 

Die Macht alter Bindungen

 

In luftiger Höhe schwingt sich zwischen zwei Türmen eine Brücke. Die Turmgruppe gehört zur Stadtkirche St. Nikolai. jeder besucher kann sie von weiten sehen. In halle an der Saale und in Wittenberg findet man ähnliche Türme. Die kulturellen und historischen beziehungen zwischen den drei Städten wären nichts Außergewöhnliches, wenn es nicht im 16. Jahrhundert zu einer folgenschweren Verstrickung gekommen wäre.

Sie veränderte nicht nur Jüterbog, sondern ganz Europa. Halle war damals Sitz des Erzbischofs Albrecht. Zur Finanzierung des Petersdoms in Rom und zur Sicherung der eigenen Karriere sandte Albrecht den talentierten Ablassprediger Johann Tetzel nach Jüterbog. Wegen der alten Verbindungen erfuhr man in Wittenberg schnell von Tetzels Geschäften in der befreundeten Stadt.

 

Schicksalhafte Ereignisse

 

"Wenn das geld im Kasten klingt, die Seele aus dem feuer springt", verkündete Johann Tetzel. Die Menschen in Jüterbog folgten seinen Predigten: Die Ablassbriefe wanderten in Mengen über den Tisch. Man glaubte, nun das Glück in den Händen zu halten, und verkündete es so lautstark, dass es bis ins benachbarte Wittenberg drang. Dort empörte sich 1517 der junge Martin Luther über die Jüterboger Ereignisse. er selbst schrieb, dass sie den anstoß zu seinen berühmten 95 Thesen gaben und somit die reformation einläuteten. Als der spätere bauernführer Thomas Müntzer in Jüterbog als einer der ersten prediger im Sinne Luthers auftrat, war das Wort "Lutheraner" noch als Schimpfwort gedacht.

 

Fürstliche Bewirtung aus Tradition

 

Zur Zeit der Reformation war die Errichtung des Rathauses am Jüterboger Markt gerade beendet. An seiner Nordostecke wurde St. Moritz aufgestellt, der Schutzheilige des Erzbistums Magdeburg. Er zeigte allen, dass die Stadt im besitz der erzbischöfe von Magdeburg war. das günstig gelegene Jüterbog war über Jahrhunderte beliebter Treffpunkt der Landesherren. Auf den "Fürstentagen" verhandelten sie über Krieg und Frieden, Erbe und Religion, aber auch über Geschäftliches und Hochzeiten. Für diese Gipfeltreffen erhielt das Rathaus ein prächtiges Verhandlungszimmer, die angereisten Gäste wurden stets vorzüglich bewirtet. In den Restaurants und Cafes rund um den Jüterboger Markt wird diese kulinarische Tradition bis heute hochgehalten.

 

Die Spuren der Reformationszeit sind in Jüterbog noch heute gegenwärtig und laden ein, für einen geführten Stadtrundgang mit Ihrem Lutherfinder.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 21. Januar 2016

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen